Autor: Alexander Borgs, MS, TSAC-F
Wie bereits in Blog No. 1 angesprochen, stammt Strength & Conditioning, wie wir es heute verstehen und praktizieren, aus dem US-College Football der 1960er Jahre. In den Jahrzehnten zuvor hatten Pioniere wie Alvin Roy, High School Strength Coach in Louisiana, USA, bereits dem Stigma des Krafttrainings für Sportler den Kampf angesagt.
Ein verletzter Leichtathlet mit einer Affinität zum Krafttraining durch seine Arbeit mit dem 1969er Football-Team der University of Nebraska bewies das komplette Gegenteil dieses Stigmas. Dieser war überzeugt, dass gezieltes und intensives Kraft- und Konditionstraining, oder “strength training and conditioning” die Footballspieler bestmöglich auf den Wettkampf vorbereiten würde. Konditionstraining oder ‘Conditioning’, wie in Blog No. 2 beleuchtet, umfasst die ganzheitliche Verfassung #condition und Ausbildung #development der Athleten sowie das sport- oder aufgabenspezifische Energiesystemtraining. Im American Football werden beispielsweise zum größten Teil das anaerob, laktazide und anaerob, alaktazide Energiesystem angesprochen, das wiederum selbst durch Kraft- bzw. Wiederstandstraining trainiert werden kann. So bestand das Training der Nebraska Cornhuskers aus Maximalkraft-, Schnellkraft-, sowie Sprint- und Agilitätstraining, welche für den Sport von großer Bedeutung sind und, um das körperliche Leistungspotential und die Verletzungsresilienz der Spieler zu optimieren. Der Erfolg, den das Footballteam in den folgenden Jahren erntete, wurde zu einem großen Teil dem S&C Programm ‘Husker Power’ zugesprochen und mit der Zeit begannen alle anderen Universitäten der Nation ihre eigenen S&C Programme aufzuziehen.
Der zuvor genannte Leichtathlet, und damalige Strength & Conditioning Coach der Cornhuskers war Boyd Epley. Dieser bildete 1978 zusammen mit Strength Coaches aus dem ganzen Land eine gemeinnützige Organisation, damals noch unter dem Namen “National Strength Coaches Association”, um ein Netzwerk von Strength Coaches zu schaffen sowie einen Standard für die Praxis zu etablieren. Durch viel Pionierarbeit, Kommunikation und Kooperation untereinander, sowie die Erfolge, die dank S&C Programmen und deren Coaches im Sport errungen wurden, erlangte das Berufsfeld und die Fachrichtung ‘Strength & Conditioning’ über die Jahre Bedeutung und Anerkennung nach Außen.
Aus der National Strength Coaches Association wurde später die National Strength & Conditioning Association (NSCA), die 1985 die erste und einzige fachspezifische Akkreditierung des Feldes zu diesem Zeitpunkt mit dem Certified Strength & Conditioning Specialist (CSCS) stellte. Im Laufe der 1990er Jahre wurde begonnen Brücken zwischen der Wissenschaft und der Praxis im Strength & Conditioning zu bauen, wodurch das Journal of Strength and Conditioning Research (JSCR) und das praxisbezogene Strength and Conditioning Journal (SCJ) von der NSCA ins Leben gerufen wurden. Mit dem Buch ‘Essentials of Strength Training and Conditioning 1st Edition’ wurde das Fachwissen erstmalig zusammengetragen und mit den Massen geteilt. Dieses ist mittlerweile bei der 4. Edition angelangt und bietet weiterhin die Grundlage des Lehrmaterials für den CSCS. Die Arbeit der NSCA spiegelt sich deutlich in dessen Leitbild wieder: Wissenschaftsbasierte Erkenntnisse und dessen praktische Anwendung für die Verbesserung von athletischer Leistung und Fitness zu unterstützen und zu verbreiten. Über die letzten Jahrzehnte wurden weitere Akkreditierungen und Spezialisierungen auf bestimmte Populationen im und durch Strength & Conditioning entwickelt und verfeinert. So konnte das Feld, neben der NSCA, auch von vielen weiteren renommierten Organisationen, qualifizierten unabhängigen Coaches, Lehrkräften, Therapeuten, Medizinern und diversen verwandten und periphären Forschungsgebieten vorangetrieben und verstärkt werden, um schlussendlich menschliche Leistungsfähigkeit #HumanPerformance und Lebensqualität #QualityOfLife positiv zu beeinflussen und auszubauen. Was im Strength & Conditioning stets im Vordergrund stand und steht ist die QUALITÄT…
…des Wissens und der Erkenntnisse, die einerseits durch die Forschung gewonnen werden, um die Praxis zu bereichern,
…des Wissens und der Erkenntnisse aus der Praxis von Coaches und durch deren direkter und praktischer Arbeit mit Athleten und Patienten, um diese und die Forschung zu bereichern,
…der Bewegung, des Trainings, und des Lebens von Athlet und Patient,
…der Verbindung zwischen Coach und Athlet/Patient,
…der Kommunikation und des Verständnisses zwischen den Ebenen: Athlet/Patient – Coach – Forschung – Coach – Athlet/Patient…
Es ist daher wichtig, dass wir in der Praxis und der Wissenschaft oder selber als Athleten und Patienten voneinander lernen, miteinander kommunizieren, eine Sprache sprechen und einander helfen, denn früher oder später werden wir alle mal Patient sein, und auf eine ganz individuelle Art und Weise ist auch jeder ein Athlet. So bereichern jegliche Erkenntnisse und Fortschritte, die wir auf jeglicher Ebene machen, die anderen und umgekehrt.
Strength & Conditioning ist heutzutage fester Bestandteil der athletischen und mentalen Ausbildung und Vorbereitung vieler Menschen auf Sport, Beruf und Alltag in den USA, Großbritannien, Australien, Skandinavien, China, Japan, Korea, Spanien, Italien uvm., um diese bei dem zu assistieren, was sie erreichen möchten, leisten müssen oder, um zur Leistung zurückzufinden. An dieser Stelle ist es wichtig zu definieren, dass Leistung nicht ausschließlich die Leistung im Sport beschreibt, wo es sich im Wettstreit zeigt, wer besser vorbereitet war, und an einem bestimmten Tag eine bestimmte körperliche, mentale, und taktische Leistung abrufen konnte. Leistung ist auch z.B. eine Familie zu managen und zu ernähren, im hohen Alter aktiv zu sein und mit Enkeln zu spielen, oder im Einsatz auf das Unvorhersehbare vorbereitet zu sein und trotz Gefahr für Leib und Leben einen Auftrag zu Erfüllen und diese Dinge nachhaltig zu gewährleisten. Ob es der Fitnesswettkampf oder das Fußballspiel am Wochenende ist, das Golfturnier oder der Rettungsschwimmer, das Einstellungsverfahren bei Polizei, Militär oder Feuerwehr, die Rückkehr zur Aktivität, dem Gewichtsverlust, die Rehabilitation oder die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele – Strength & Conditioning half und hilft bei allem worin man besser werden möchte, im Wettstreit mit anderen oder sich selbst. Am Ende zählt der Fortschritt und das Wachstum – beide finden wir in uns und im Strength & Conditioning. Als zukünftiges NSCA Global Chapter Germany möchten wir euch einladen mit uns und unseren Kooperationspartnern Strength & Conditioning auch hier in Deutschland zu etablieren und voranzutreiben.
Wie wir das als eine starke Community von Coaches, Trainern, Athleten, Lehrkräften, Wissenschaftlern, und Therapeuten umsetzen können, und wie es in vielen Teilen der Welt bereits erfolgreich umgesetzt wird, wie ihr euch einbringen, fort- und weiterbilden könnt teilen wir mit euch über die nächsten Wochen in diesem Blog, sowie durch Posts, Erfahrungsberichte, Referentenvorstellungen uvm. auf www.nsca.de, auf Instagram @nsca_germany und Facebook ‘NSCA GC Germany’ sowie Prof. Dr. Stephan Geisler @derfitnessprofessor. Ein ganz besonderer und exklusiver Einblick in die Welt des Strength & Conditioning erwartet euch am 4. &. 5. Dezember 2021, wo ihr kostenlos und live bei der ersten deutschen Strength & Conditioning Online-Konferenz dabei sein könnt. Dort erwarten euch über 20 Vorträge und Berichte von S&C Experten und Fachleuten aus Deutschland und den USA über das neueste aus dem Kraft-, Fitness-, Athletik- und Rehatrainining sowie den Sport- und Trainingswissenschaften…von Jung bis Alt und vom Hobby- zum Eliteathleten, ein Wochenende so vielseitig wie S&C selbst. Seid dabei, wir freuen uns auf euch!
Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Boyd Epley, der uns diese Bilder persönlich zur Verfügung gestellt hat.
Quellen:
NSCA (2015). About the NSCA. National Strength and Conditioning Association. https://www.nsca.com/education/videos/about-the-nsca/
Shurley, J. P., & Todd, J. S. (2012). “The Strength of Nebraska”: Boyd Epley, Husker Power, and the formation of the strength coaching profession. The Journal of Strength & Conditioning Research, 26(12), 3177-3188.
Todd, T. (2008). Al Roy: The first modern strength coach. Journal of Physical Education, Recreation & Dance, 79(8), 14-16.
Fotos: Bereitgestellt von Boyd Epley